
Das Gerätehausder Freiwilligen Feuerwehr Seefeld in Tirol
Neubau des Gerätehauses
Nach Überlegungen einer gemeinsamen Unterbringung der Rettungsorganisationen aus Anlass des Neubaues der Rettungszentrale scheiterten, sicherte sich die Gemeinde die Vorkaufsrechte beim etwaigen Verkauf des alten Milchhofes zur Feuerwehrhauserweiterung. Nach der letzten Gemeinderatswahl gab es einen Grundsatzbeschluss des Gemeinderates zum Neubau eines Feuerwehrhause am ehemaligen Gelände der AGIP-Tankstelle in Unterseefeld. Als Aufwertung des Ortsteiles sollte auch ein Platz für ein kleines Museum geschaffen werden. Es folgte die Vorgabenstellung des Feuerwehrauschusses nach den Richtlinien des Bundesfeuerwehrverbandes für eine praxisnahe und funktionelle Planung für die am Wettbewerb teilnehmenden Architekten. Nach der Prüfung der anonym eingereichten Modelle und Pläne durch Gemeindebauauschuss und Feuerwehrkommando mit fachlicher Unterstützung neutraler Architekten gab es eine öffentliche Präsentation des Siegerprojektes im Sportzentrum. Der Angebotseröffnung folgte die Vergabe der Aufträge an die diversen Bestbieter und der Baubeginn am 6. September 2006. Mit der Fertigstellung des neuen Feuerwehrhauses konnte Gerät Mannschaft und Fahrzeuge am 15. Dezember 2007 ins neue Gerätehaus übersiedeln.
Im Jahr 2021 wurde das Gerätehaus auf Grund der steigenden Gefahr von Blackouts adaptiert. So wurde ein Notstromaggregat mit Stützung von 80kva und Automatik Steuerung bei Netzausfall und Netz Wiederkehr für unterbrechungslose Umschaltung vom Gebäude und Alarmierungs Leittechnik angeschafft.
Entwurf und Konzept
Das gut vorbereitete Raumprogramm der Feuerwehr ließ keinen Zweifel daran, dass im Inneren des Gebäudes alles auf absolute Funktionalität, Schnelligkeit und Robustheit ausgelegt werden soll. Kein Haus, das in Sonntagsschuhen, sondern eines das in Arbeitsstiefeln funktioniert, sollte es werden. Die daraus resultierende kompakte Raumanordnung mit kurzen Wegen spiegelt die rasche Einsatzbereitschaft der Feuerwehr wider und ist der Kern des architektonischen Gebäudekonzeptes.
Auch die Materialwahl war diesen Anforderungen immer untergeordnet. Oberflächen, die den harten Beanspruchungen durch die schweren Fahrzeuge und der Mannschaft gerecht werden. Der gesamte Einsatz-, Werkstätten und Lagerbereich wurde bewusst „robust“ gestaltet, hingegen wurden in der Kommandoeinsatzleitung, sowie in den Büro- und Schulungsbereichen im Obergeschoß „feinere“ Materialien verwendet. Einzig in der Teeküche wurde durch die Holzoberflächen eine gewisse „Gemütlichkeit“ angestrebt. Farblich ist die gesamte Materialwahl sehr zurückhaltend und in sich aufeinander abgestimmt. Die komplett transparenten Falttore und die gezielten großen Glasöffnungen in den Gebäuden sollen die transparenten Strukturen und den Stolz der Feuerwehr widerspiegeln, und somit Einblicke auf die Arbeit und den großen Fuhrpark geben.
Mag. Arch. Andreas Prachensky
Die semitransparenten Profilglasflächen verändern durch die unterschiedlichen Lichtverhältnisse ihre Farbe und schimmernde Wirkung und lassen durch die Kleinteiligkeit der Bahnen die Gebäude kleiner erscheinen. Erst durch die Nachtbeleuchtung am Abend treten zurückhaltende Gebäudeteile wie der integrierte Schlauchturm in seiner vollen Höhe ablesbar hervor.
Das Feuerwehrhaus ist einfach gegliedert. Das Einsatzgebäude beinhaltet im Erdgeschoß den Einsatzbereich und im zweigeschossigem Bauteil, der sich mit der Fahrzeughalle verschränkt, den Schulungsbereich und die Büros.
In einem frei stehenden Kopfbau befinden sich das Feuerwehrmuseum und der Schlauchturm, der unterirdisch mit dem Einsatzgebäude durch die Nebenräume verbunden ist. Das Feuerwehrmuseum wirkt durch die großen Öffnungen wie eine große Vitrine in der die Feuerwehrschätze zur Schau gestellt werden.
Durch die getrennte Anordnung kann der Museumsteil von der Gemeinde Seefeld auch anderwertig , wie zb. Für Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt werden.
Die Freiwillige Feuerwehr hat zu Recht einen sehr hohen Stellenwert in der Gemeinde. Ich habe erst durch den projektverlauf erfahren mit wie viel Engagement sich die Feuerwehr für die Hilfe in Not geratener einsetzt und welche sozialen Aufgaben diese in einer Gemeinde erfüllt.
Die politische Bekennung zu einer modernen Architektur in einem Tourismusort wie Seefeld war sehr mutig. Dazu kann ich nur gratulieren und dadurch war es auch ein Leichtes für mich das Projekt zu betreuen. Ich wünsche der Feuerwehr alles Gute und möchte mich nochmals für die gute Zusammenarbeit bei allen beteiligten Projektanten und Firmen bedanken.